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Corona-Krise hat Ungleichheiten verschärft

SoVD beklagt Rückschritte bei der Gleichstellung von Frauen und Männern

Aktuelle Studien haben gezeigt, dass die Corona-Krise bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern verschärft hat. Das tritt auch im Emsland deutlich zu Tage, findet SoVD-Kreisfrauensprecherin Annemarie Hunfeld. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März warnt sie vor einem Rückschritt in der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern und fordert Frauen auf, bestehenden Ungleichheiten offensiv entgegenzutreten.

Für Annemarie Hunfeld, SoVD-Kreisfrauensprecherin, steht fest, dass es häufig Frauen sind, die in den Familien die sozialen Folgen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Unter anderem arbeiten wesentlich mehr Frauen als Männer zurzeit im Spannungsfeld zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung. „Frauen sind so einer deutlichen Mehrbelastung ausgesetzt“, so Hunfeld. Nicht selten würden Frauen auch ihre berufliche Karriere zurückstellen, Arbeitsstunden reduzieren und Gehaltseinbußen hinnehmen, berichtet Hunfeld. Entsprechend ernüchternd fällt das Fazit der Kreisfrauensprecherin aus: „Leider wird durch die Pandemie auf diese Weise das hart erarbeitete Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern zunehmend wieder ins Wanken gebracht und Frauen in alte Rollenmuster zurückgedrängt.“  

Hunfeld rät Frauen dazu, sich aktiv darum zu bemühen, die erreichten Erfolge bei der Gleichberechtigung nicht wieder loszulassen. „Einen dauerhaften Rückfall in alte Rollen darf es nicht geben. Wir Frauen müssen für unsere Rechte eintreten“, so Hunfeld. Das gelte in besonderem Maße für Frauen, die in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind und von einer akuten Mehrfachbelastung betroffen sind. „In der Corona-Krise ist offen zu Tage getreten, wie wichtig Berufszweige sind, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten. Das gilt für die Kranken- und Altenpflege ebenso wie in den Bereichen Erziehung und Lebensmittelhandel“, so Hunfeld. Unverständlich sei deshalb, dass es, bis auf Einmalzahlungen und Applaus, kaum Bemühungen gebe, angemessene Löhne für Berufe zu zahlen, in denen anteilig mehr Frauen beschäftigt sind. Dies habe weitreichende Folgen. „Gering qualifizierte Pflegekräfte müssten beispielsweise 50 Jahre arbeiten, um eine Rente auf Grundsicherungsniveau zu erreichen“, so Hunfeld. Und selbst ausgebildete Fachkräfte in der Altenpflege müssten 42 Jahre eine Vollzeitstelle besetzen, um eine Rente in Höhe der Grundsicherung von 832 Euro zu erhalten.

Auch die noch immer bestehenden Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen kritisiert Hunfeld. „Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen- und Sozialverbände gemeinsam darum, die Lohnungerechtigkeiten zu beseitigen“, sagt die SoVD-Kreisfrauensprecherin. Unter anderem gebe es seit Jahren am Equal Pay Day landesweite Aktionen, um auf dieses Problem hinzuweisen. „Die Corona-Krise hat uns mehr als deutlich diese Benachteiligung vor Augen geführt, obwohl gleichzeitig Frauen einen bedeutenden Anteil an Arbeitskräften in systemrelevanten Berufen stellen“, so Hunfeld. Sie erwarte von der Politik entsprechende gesetzliche Regelungen, um Ungerechtigkeiten bei den Gehaltszahlungen entgegenzuwirken.

Anlässlich des Weltfrauentags sowie des Equal Pay Days informiert der SoVD gemeinsam mit dem DGB-Bezirk Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt, den ver.di-Frauen des Landesbezirks Niedersachsen-Bremen und des Landesbüros Niedersachsen der Friedrich-Ebert-Stiftung über die Folgen der gleichstellungspolitischen Rückschritte während der Coronakrise. Die Onlineveranstaltung mit dem Titel „Verschärft Corona die Lohnlücke?“ findet am 11. März via Zoom von 17.30 bis 19.00 Uhr statt. Referentin ist Prof. Jutta Allmendinger, Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Interessierte können sich bis zum 8. März über folgende E-Mail-Adresse anmelden: sozialpolitik@sovd-nds.de. Die Teilnahme ist kostenfrei.