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Austausch über soziale Themen

Bei einem Gespräch in der SoVD-Kreisgeschäftsstelle Meppen haben SoVD-Vertreter und die Landtagsabgeordnete Andrea Kötter (SPD) verschiedene sozialpolitische Themen besprochen, die für den ländlichen Raum wichtig sind.

Lohnt sich ein Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum? Wie geht es mit der Inklusion im Emsland voran? Lässt sich eine gute ärztliche Versorgung auf dem Land sicherstellen? Wie kann Wohnen im Emsland auch für Menschen bezahlbar bleiben, die nur ein geringes Einkommen haben? Mit diesen Fragen haben sich die SPD-Politikerin Andrea Kötter und Bernhard Sackarendt, Vorsitzender des SoVD im Emsland gemeinsam mit SoVD-Kreisgeschäftsstellenleiter Pierre Knäuper und Sozialberater Olav Fricke beschäftigt.

Einigkeit bestand darin, dass der soziale Wohnungsbau im Emsland deutlich ausgebaut werden muss. „Steigende Mieten betreffen längst nicht mehr nur die Städte. Das wird auch bei uns im Emsland zunehmend problematisch“, erklärte Kötter. Trotzdem gebe es in einigen Kommunen bisher noch immer keine mietpreisgebundenen Sozialwohnungen. Die SPD im Emsland fordere seit Jahren den Aufbau einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft. Sackarendt stimmte zu. „Wir stehen vor großen Herausforderungen bei der Herstellung von bezahlbarem Wohnraum“, sagte der Kreisvorsitzende. Der Sozialverband unterstütze daher jede Bemühung, wenn es um die Verbesserung der Wohnsituation für Menschen mit geringem Einkommen im Emsland gehe. 

Das Thema Inklusion besprachen die Beteiligten ausführlich. Laut Sackarendt kämpft der SoVD seit vielen Jahren für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft. Mittlerweile habe sich in zahlreichen Bereichen der Inklusionsgedanke durchgesetzt. An vielen Orten werde ein barrierefreies Umfeld geschaffen. „Wir sind noch nicht ganz am Ziel, aber es sind doch deutliche Bemühungen erkennbar“, so Sackarendt. Nachlassen dürfe man bei der Herstellung der Barrierefreiheit nicht. Bei der Inklusion im Sportbereich sei das Emsland eine Vorzeigeregion - dank des INDUS-Projektes des Kreissportbundes. „Wir sehen allerdings auch heute noch auf einigen Gebieten Handlungsbedarf“, so Sackarendt. Das betreffe besonders die schulische Inklusion sowie die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am ersten Arbeitsmarkt. Dort werde bisher noch zu wenig unternommen. „Ich würde mir wünschen, dass hier endlich tragfähige Lösungen gefunden werden“, erklärte der Kreisvorsitzende. Kötter zeigte sich offen für den Inklusionsgedanken, gab aber zu bedenken, dass Inklusion an Schulen unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht ohne weiteres möglich sei. „Es muss mehr in die pädagogische Forschung sowie in die Ausbildung der Lehrkräfte investiert werden, damit wir die angestrebten Inklusionsziele umsetzen können“, sagte Kötter.

Kritik übte Sackarendt daran, dass der Ausbau des ÖPNV im Emsland bislang kaum vorangekommen sei. „Im Prinzip haben wir keinen ÖPNV, sondern nur eine erweiterte Schülerbeförderung“, stellte Sackarendt fest. Dabei sei es für die Sicherstellung der Mobilität wichtig, einen flächendeckenden Personennahverkehr vorzuhalten. „Das Thema Mobilität wird auf Dauer immer mehr Menschen betreffen, die aus Altergründen kein Auto mehr fahren wollen oder sich aus finanziellen Gründen kein Auto leisten können“, sagte der Kreisvorsitzende. Das sei auf dem Land ein Problem. „Wie kommt jemand zum Arzt oder kann den Einkauf erledigen, wenn er im Emsland kein eigenes Auto zur Verfügung hat?“, fragte Sackarendt. Auch Kötter vertrat den Standpunkt, dass erkennbar mehr in den Ausbau des ÖPNV investiert werden müsse. Sie nannte neben den sozialen Gründen auch die Klimakrise, die bewältigt werden müsse.

Die ärztliche Versorgung auf dem Land bleibe ein Problemfeld, auf dem es dringend Lösungen geben müsse, mahnte Sackarendt an. „In Meppen steuern wir bei den Hausärzten schon jetzt auf eine Unterversorgung zu“, so der Kreisvorsitzende. In anderen Kommunen werde sich der Ärztemangel in den nächsten Jahren ebenfalls bemerkbar machen. Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung bereite der Politik schon seit vielen Jahren große Schwierigkeiten, wie Kötter berichtete. Doch schnelle Lösungen gebe es leider nicht. Neben Stipendienprogrammen im Kreis und einer Ausweitung der Studienplätze an den Universitäten bleibe wenig Handlungsspielraum. Hoffnungen setzte die SPD-Politikerin in die vom Land angestrebte Landarztquote und in regionale Gesundheitszentren, die ein qualitativ hochwertiges medizinisches Versorgungsangebot gewährleisten sollen.

Kötter dankte dem SoVD für dessen sozialen Einsatz. „Ich habe heute einige wichtige Dinge für meine politische Arbeit mitgenommen und hoffe weiterhin auf einen konstruktiven Austausch“, erklärte Kötter. Sackarendt freute sich über die Gesprächsbereitschaft der SPD-Politikerin. Es sei wichtig, über sozialpolitische Themen mit den Verantwortlichen in der Politik zu sprechen. Zugleich betonte er die politische Neutralität des Sozialverbandes. „Der SoVD redet mit Politikern aller Parteien. So können wir unsere Anliegen im Interesse unserer Mitglieder vorbringen“, machte der Kreisvorsitzende deutlich.